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In Deutschland werden ja sehr proppere, hoch gefütterte Jungpferde bevorzugt, die schon fast aussehen wie große. Auf großen Gestüten in Frankreich, bei den Marbacharabern oder auch früher in Trakehnen etc. lag/liegt der Schwerpunkt woanders: Aufwachsen auf riesigen Flächen im Herdenverband, eher magere Fütterung. Auch die Originalhaflinger werden so aufgezogen: rauf auf die Alm und drei Jahre später wieder runter.

Dann sind die Pferde zwar optisch "ungepflegt", zwischendurch auch mal struppig/rippig, aber sehr robust, gesund, belastbar und ausdauernd. Distanzreiter, deren Pferde Höchstleistungen bringen müssen, kaufen bevorzugt solche Pferde (nicht Haflinger , sondern solche, aus "harter" Aufzucht).

Die früh rund gefütterten, womöglich noch bewegungsarm und im Winter im Stall gehaltenen, neigen dagegen zu Sehnen-/Knochenschäden, der Kreislauf ist nicht so fit und auch das Immunsystem mickert. Sie wachsen zu schnell für die noch nicht belastbaren Knochen-/Sehnenstrukturen, vor allem, wenn sie relativ viel Fohlenfutter bekommen.

Aus diesem Grund kann man im Landgestüt Marbach in Baden-Württemberg z.B. eine Fortbildung besuchen:

http://www.landwirtschaft-bw.info/servlet/PB/show/1204645_l1/KTP_Fohlenaufzuchtbetriebe%20f%FCr%20Jahrgang%202007%20ger%FCstet.pdf

Interessante Fortbildung. Muss mal schauen, vielleicht gibt es so etwas auch in Hessen?

Ja, Du hast Recht Sabine.
Jungpferde müssen sich ganzjährig draussen bei frischer Luft u. auf grossen Ausläufen aufhalten können, um Knochen u. Sehnen u. alle inneren Organe gut entwickeln zu können. Nur dann werden belastbare Pferde aus ihnen.
Und v.a. bei Hengsten entwickelt sich nur im Kontakt mit anden Hengsten (auch mit älteren Wallachen o. einer Leitstute) das Sozialverhalten. Das ist unverzichtbar.
Auch mit dem Futter muss man bei jungen Pferden sehr aufpassen- ein Zuviel ist schädlicher als ein Zuwenig. Auch bei zu viel Mieral kann es Probleme geben.
Dann lieber etwas zu dünn, das Auslegen in die Breite kommt mit 4-5 Jahren von ganz allein.
Allerdings ist es sehr schwer, so einen "mickrigen" Jährling o. Zweijährigen zu verkaufen, wenn die struppig aussehen, dürr sind (dieser fiese Knick im Hals, wo Fett fehlt) o. (ganz hässlich) sehr überbaut sind.
Kann man aber auch als Interessent schwer erkennen- da ist es gut, man kann sich die Eltern o. Geschwister des Jungpferdes anschauen.

Meine Erfahrung: die berbergetypten (o. reingezogenen Berber) sind als Jungpferde meist runder, harmonischer, nie dürr trotz sorgsam Aufzucht.
Sehen meist dementsprechend besser aus...

Ebenso sehen die deutschen Pferde schneller gut aus als die französischen. Dort wachsen die Pferde meist noch viel robuster, weniger behütet, gepflegt u. "wilder" auf. Aber vielleicht gerade deswegen sind das oft besonders gesunde Pferde.

Aber auch in Frankreich gibts grosse Unterschiede, v.a. im Umgang mit den Tieren- da ist nicht jeder (v.a. nicht die "grossen") Züchter zu empfehlen...

Pauschal kann man aber nicht sagen, dass runde Fohlen und Jungpferde überfüttert sind!

Meine Jungtiere bekommen nur minimalst Zuchtfutter (kein Fohlenstarter o.ä.) und ansonsten Heu und Wiese. Sie haben ganzjährig einen Offenstall und große Flächen zur Bewegung. Trotzdem neigen unsere Fohlen nicht dazu, zwischendurch so richtig schrecklich überbaut oder mager auszusehen. Gleichzeitig habe ich auch noch eine weitere Jährlingsstute aus anderer Zucht bei mir stehen, die auch wirklich wie ein Jährling (häßliches Entlein ) aussieht. Sie ist von der Qualität her nicht schlechter, nur in einem anderen Entwicklungszustand. Ich habe hier also zwei gleichalrige Stuten (beides Berber), die total unterschiedlich aussehen. An übermäßiger Fütterung kann´s also nicht liegen....
Meiner Meinung nach ist die Entwicklung sehr stark vom Individuum abhängig, nicht nur von der Fütterung.

Wobei ich euch natürlich Recht gebe, dass man Jungtiere nie mit Kraftfutter überfüttern sollte. Genug Rauhfutter sollte aber immer zur Verfügung stehen. Normalerweise setzen die Youngsters ohnehin nicht an, da sie sich ihrem Alter entsprechend auch genug bewegen - vorausgesetzt, sie haben den Platz dazu .