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Mein Eindruck ist, dass es unter den Berber-(und AB)reitern recht viele Hengstbesitzer gibt. Die Hengsthaltung in Deutschland nimmt zwar seit Jahren zu, ist aber immer noch schwierig zu organisieren. Gibt es denn Erfahrungen als Hengsthalter, die gleichzeitig Einsteller sind? Oder ist das eine Kombination, die mit zu vielen Problemen behaftet ist?

Ich persönlich würde in einem "normalen" nie einen Hengst halten, das ist in der Regel mit viel Stress und/oder Einschränkungen für den Hengst verbunden.

Genau.
Da ist von "in Box sperren und gar nicht raus" bis "Einzelhaltung mit eigener Koppel" alles dabei. Und selbst, wenn man einen halbwegs akzeptablen Platz für seinen Hengst gefunden hat und die Stallbesitzer und/oder Pfleger das Thema im Griff haben, dann sind da noch die Einsteller(innen). Allen voran Stutenbesitzer(inen), die es total super finden, wenn der Hengst (wo auch immer) eine Show macht. Und geht der dann doch mal durch den Zaun, ist der böse Hengst schuld.
Das ist Stress pur für einen Hengst und für einen, der niemals darf m. E. mit nichts zu rechtfertigen...

unsere Versuche in der Richtung sind auch gescheitert. kläglich ...
und das lag definitiv NICHT am Pferd .... Phadi ist zwar ein Macho und Schreihals , aber ansonsten ein extrem unkomplizierter Hengst, der sich auch nicht schnell stressen lässt.

Wir haben unter anderem unser eigenes Land gekauft, weil ich Raphaël ein artgerechtes Leben als Hengst ermöglichen wollte. Mit 4 hat er sich aber selbst so gestresst und wurde gegenüber seinen "best friends" abweisend - Rivalität und war dauernd am Hin- und Herwandern auf der Suche nach einer Stute, dass ich mich entschieden habe, dass für ihn nur ein Leben in "seiner Familie" artgerecht wäre. Und da das weder gewünscht noch möglich war, habe ich ihn kastrieren lassen.
Im handling hatte ich keine Probleme mit ihm.

Aber als Einsteller... puh meistens recht schwierig. Und Einzelhaft kam für mich von Anfang an nicht in Frage.

Liebe Grüsse

Antoinette

Danke für Eure Feedbacks.
Nein, Einzelhaltung geht gar nicht. Ich bin sowieso nur Einsteller im Offenstal, d. h. Kontakt und Spielen mit Artgenossen und natürlich viel Platz. Die einzige praktikable Version, die ich in Deutschland fand, war ein Hengst unter Wallachen in Offenstallhaltung. Habe den Hengst selbstgeritten. War ein ganz lieber. Aber selbst solche Bedingungen zu finden ist schwierig. Zur Zeit habe ich sogar Schwierigkeiten, einen GUTEN Offenstallplatz zu finden und beneide alle, die eigenes Land haben und sich selbst strukturieren können.

Selbst wenn Du eine Wallachherde finden würdest, die zu einem Versuch mit einem Hengst bereit wäre, es sind trotzdem die wenigsten Hengste so friedlich, dass das klappt. Vor allem wenn die Herdenmitglieder wechseln muss man mit einer heftigen Reaktion des Hengstes rechnen. Am ehesten würde es in einer 2er Konstellation mit einem starken Wallache klappen. Manchmal klappt es auch unter Hengsten, wenn sie sich jung kennenlernen. Aber die Situation kann jederzeit kippen und es kann zu sehr heftigen Auseinandersetzungen kommen. Ich habe es selber erlebt, dass zwei Hengste, die jahrelang friedlich miteinander waren, sich von jetzt auf gleich nicht mehr ausstehen konnten.

Gaby, dem kann ich nur zustimmen.

Ein Hengst kann friedlich sein und gehorsam bei Menschen, aber das Verhalten zu Menschen und zu anderen Pferden muss nicht unbedingt gleich "lieb" sein, die Hormone stellen immer ein erhöhtes Risiko dar. Ich habe auch bereits mehrfach erlebt, wie gestresst Hengste nach ein paar Wochen in einem gemischten Stall waren, wenn z.B. Stuten auf der Stallgasse vorbei geführt wurden oder auf der übernächsten Weide standen. Unseren Wallach würde ich auch nicht als "Punching Ball" für einen Hengst zur Verfügung stellen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, aber meine Meinung wird seit Jahren immer wieder bestätigt:

Wenn man nicht züchten will, muss man seinem Pferd so ein Leben nicht antun. Er kann als Wallach zufrieden, glücklich und streßfrei pferdegerecht in einer Herde leben.

Ja!!!

Was ja auch zu bedenken ist: es muss ja nicht sein, dass der Hengst andere verletzt. Das kann genauso gut andersrum sein.

Für mich war genau das der Grund Bàl Bàl eher legen zu lassen, als ich mir eigentlich gewünscht hatte, weil er nicht sehr selbstbewusst ist. Er stand und steht in einer Wallachgruppe (alle Altersgruppen, der nächste ist ein Jahr älter als er). BB hat mit 2,5 angefangen die anderen zu besteigen. Die sind dann meistens losgelaufen und er hing halb drauf und kam erst nach ner Weile wieder runter. Nicht sooo prickelnd für seinen Körper. Und - meine Befürchtung war: wie lange bleibt es beim "Weitergehen"? Wann knallen sie ihm eine? Und wie stark ist dann BB's drang, weiterzumachen?
Das war mir zu heikel, zumal ich ihn ja auch nicht mit der Option Deckhengst gekauft hatte.

Jetzt tobt er glücklich ohne "klettern" in seiner bekannten Gruppe rum...

o.T. : Brösel hast Du aktuelle Bilder von Bàl Bàl ? wie macht er sich?

Ich gehöre ja nun seit 3 Jahren zu der Kategorie "Einsteller mit Hengst". Und ich muss gestehen: ich wusste, dass es nicht einfach wird. Aber dass es SO schwierig ist, hätte ich nicht gedacht.

Ich muss ja zuegeben: bisher hab ich einfach ein saumäßiges Glück, dass mein Bub so pflegeleicht ist. Er ist einigermaßen brauchbar erzogen und macht auch den SBs gegenüber im Handling so gut wie keine Probleme (da gibt's aufm Hof ganz andere Hausnummern...). Und auch so in der Herde ist er einfach toll. Für die jüngeren, mit denen er zusammensteht, ist er halt so der "große Bruder" und macht das echt gut. Mit denen in seiner Altersklasse wird gerangelt - das gehört dazu. Aber man kann dann auch wieder als Gruppe zusammen unter einem Baum schlafen. Im Winter hatten wir einen vierjährigen integriert - jetzt im Sommer kam ein dreijähriger dazu. Da ist dann halt kurzzeitig etwas mehr "Party" bei den Jungs. Aber irgendwie bekommen sie sich immer sortiert.
Wir haben (leider) auch Jungs, die komplett allein stehen müssen. Haben wir immer mal wieder versucht, die wieder mit irgendwem zu vergesellschaften - aber das geht leider gar nicht mehr. Die Gruppe, so wie wir sie haben (zwischen 4 jährig und Jährling) ist super entspannt. Bei den Mädels und den Wallachen ist viel mehr "Gezicke". Ist aber auch erst so, seit Gorny da Chef ist. Die Isichefs vor ihm waren unentspannter.

Ich muss aber auch sagen: die Jungs so zu halten ist ein ziemlicher logistischer Aufwand, den man nicht unterschätzen darf. Allein für Eingliederung von neuen braucht man einfach viel PLATZ. Und dann musste irgendwie Paddocks / Weiden haben, die zwar "in Sichtweite" sind - aber trotzdem weit genug weg von der Damenwelt (oder zumindest mit ausreichend Zäunen dazwischen). Und man braucht SBs, die Jungs als das nehmen, was sie sind: Kerle - aber trotzdem in letzter Instanz einfach Pferde. Und keine Sportmaschinen oder reißende Bestien.

Als Einsteller unter sich, muss man sich halt irgendwie organisieren. Wenn ich da bin, bin ich ja eh immer den ganzen Tag da und suche mir Zeiten raus, wo nicht gerade alle Stutenbesitzer nach der Arbeit kommen, um ihre Mädels zu bespaßen Bei 9 Hengsten aufm Hof arrangiert man sich halt. Und "blöde Situationen" kann man sehr gut umgehen, in dem man miteinander redet. Witzigerweise sind den Einstellern manchmal die Jungs etwas suspekt. "ein Hengst!!! kann meine Stute durch seine Blicke schwanger werden?" Aaaaber da muss ich sagen: unsere Stallgemeinschaft ist da super (da auch nicht sooo riesig). Wenn sie sich dran gewöhnt haben, dass da Hengste sind und dass man da vielleicht nicht im cm-Abstand mit ner Damen dran vorbeiläuft sonder lieber 5m dazwischen lässt... dann ist die Welt in Ordnung.
Und noch was, wo ich persönlich aufpasse: wenn Kinder da sind. Gorny ist zwar super mit Kindern - aber wenn welche "unter einem gewissen Alter" da sind, bleibt er einfach auf der Wiese. Oder wir gehen woanders hin. Ab nem gewissen Alter kann man denen erklären, dass das Pferd gern geschmust wird - aber dass sie sich bitte nur am Kopf aufhalten sollen. Drunter hab ich einfach Schiss, dass er mal meint, er muss den Po rumdrehen, um nem Mädel hinterher zu glotzen - und wenn dann da gerade ein Kind ist... das muss nicht sein.

Als Hengsteinsteller hat man auch keine Wahl "was da kommt". Als es im Sommer hieß, da kommt ein dreijährger Halbfriese in die Herde ... naja, da stellt man dann gedanklich schonmal das Desinfektionsmittel bereit

Naja - aber so gut wie wir's getroffen haben: es ist super schwer sowas zu finden. Ich probiere ja nun seit 3 Jahren mein Ponylein hier nach Stuttgart zu holen und behalte hier immer wieder die Stallanzeigen im Auge. Aber was ich bisher gelesen, gehört und auch gesehen habe.... das war alles SEHR abenteuerlich.
"Hengsthaltung" heißt so viel wie: da die Pferde eh 24h in der Box stehen, ist's völlig egal, ob das Männlein oder Weiblein ist. Das höchste der Gefühle wäre wohl eine "Box mit Balkon". Dann habe ich eine Offenstallhaltung gesehen, die zwar ganz nett war, die aber bisher keine Hengste hatten - "aber das ist ja kein Problem - der kann in die Wallachgruppe". Klang gut, bis ich die Zäune gesehen habe, die Männlein und Weiblein trennen sollten.
Hengsthaltung zur Aufzucht geht hier auch immer nur bis max. 3jährig - und die wirklich schönen Plätze haben Wartelisten.

Daher haben wir die Kleinigkeit von 650km zwischen meiner und Gornys Wohnung
Jetzt hoffe ich einfach, dass ich nach dem Studium einen Arbeitsplatz finde, in einer Gegend, die etwas pferdefreundlicher ist. Ein Jahr hat er also jetzt noch "Ruhe" - und wenn hier kein Wunder vom Himmel fällt, bleibt er so lange erstmal da, wo er ist. Und dann weitersehen. Einzelhaltung werde ich ihm sicher nicht antun. Wallachherde oder Junghengste wären schön. Sonst muss man tatsächlich überlegen, entweder selbst die Haltung zu übernehmen - oder halt Eier ab. Aber... das sehen wir alles, wenn es so weit ist. Da sind soooo viele "wenn" und "aber" und so... kommt, wie's kommen soll

Nachdem mein erster Hengst erst im strammen Alter von 20 Jahren zu uns kam und durch seine Unverträglichkeiten mit anderen Pferde sein Leben neben den anderen leben mußte wollte ich beim Nachfolger anders verfahren.
Valioso kam als Absetzer zu uns. Wir haben extra wegen ihm noch andere Junghengste aufgenommen und er wurde in einer 8 köpfigen Herde von Hengsten und Wallachen allen Alters groß.
Als wir umzogen und die Pensionspferdehaltung verkleinerten verließen uns die meisten Hengste - lediglich sein bester Kumpel und unsere 3 alten Kastraten zogen mit ins neue Heim.
Im nächsten Frühjahr traf Valli die Entscheidung das er die anderen doof findet und half einem nach dem anderen übern Zaun - sogar seinem besten Kumpel ....
Als er dann gekört wurde durfte er mit seiner Stute zusammen leben. Das ging auch nicht sooo lange gut denn unser Hof ist zu klein für seinen Geschmack. Er fing an zu treiben sobald ein anderes Pferd in Sicht war. Also lebte er fortan neben den Stuten und bekam die Auserwählte unter Aufsicht auf die Koppel.
Das hat sich über Jahre bewährt.
Dann stellten wir die Zucht um und Valli sollte kastriert und einem artgerechten Leben zugeführt werden. Im September ging er in die Klinik und im Dezember bekam er den ersten Kumpel dazu. Es klappte super und ich war mehr als etwas glücklich.
Kaum war es Frühling und die Stuten begannen zu rossen änderte sich das Verhalten ganz rasant und wir mußten ihn wieder aus der Herde nehmen.
Ich denke das wird sich mit den Jahren noch geben aber im Moment lebt er wieder durch einen Zaun getrennt neben den anderen ...

Meine Erfahrungen:
Mein erstes Pferd als Hengst von der Rennbahn gekauft, mit der Bedingung: soll Hengst bleiben, weil er so brav ist. Ich habe mir da keine Gedanken drüber gemacht, dass das vielleicht schwierig sein könnte, weil ich schon als Kind einen Shettyhengst als Lieblingspferd jeden Tag gepflegt hatte. Der lebte zusammen mit seinen 3 Stuten und deren Fohlen, bis die jeweils verkauft wurden..

Dann die Suche nach einem Stall für einen 6-jährigen Vollbluthengst im Münchner Süden. Katastrophe. Irgendwann einen gefunden, war auch alles sehr schön, ging mit Junghengsten raus, brachte denen als großer Onkel Manieren bei, alles schick. Bis zu dem Tag im April 94, als sich der Stallbesitzer überlegte, dass er doch noch 2 brave Wallache dazustellen könnte. Als ich zum Reiten kam, stand mein Hengst mit nem gebrochenen Vorderbein auf dem Reitplatz (wegen Wetter als Auslauf). Ich kann Euch versprechen, dass das niemand in seinem Leben braucht!!!
Jeder Hengst treibt irgendwann – auch der bravste…

Ein halbes Jahr später wieder einen Galopper aus dem gleichen Rennstall gekauft, aber noch vor Ort legen lassen. Tja, ich hatte ja geglaubt, dass ich nun so einen braven Wallach hätte, wie das, was man so landläufig kennt.
Irrtum, mein Wallach war hengstiger, als mein Hengst je war. Es durfte keine Stute in der Nachbarbox stehen, auf der Nachbarkoppel auch nicht und wenn die Stuten auf einer Koppel auf der anderen Seite des 3m breiten Treiberganges rossig waren, patroullierte er am Zaun und ließ keinen anderen Wallach aus seiner Truppe an den Zaun. Das war bis zum Schluss so – mit 24.
Nun macht das mal dem Stallbesitzer und den anderen Einstellern klar. Hat gedauert und in der Zeit hatte ich verdammt oft ein Pferd, dass so durch den Wind war, dass an reiten nicht zu denken war. Ich musste ihn für sein Benehmen strafen, obwohl er ja eigentlich gar nicht dafür konnte. Das hat keinen Spaß gemacht!

In dem Stall, in dem ich jetzt mit Bál Bál bin, stehen nun seit ca. einem halben Jahr zwei Araber Deckhengste (einer gehört der Stallbesitzerin, der andere dem Verband). Zwar jeder einzeln und in sehr großem Abstand, aber sie haben es schon paradiesisch. Jeder hat eine riesige Koppel. Aber, wenn die Stutengruppe raus oder reingeht, dann geht da der Punk ab. Jeder meint, es wären seine.
Die Wallachgruppe schaut zu und scheint zu denken: was nen Affentheater. Und, wenn sich die beiden Kerle beruhigt haben, dann gehen sie spielen, toben, fellkraulen, fressen…

Fazit für mich: lieber einen glücklichen Wallach, als einen unglücklichen Reithengst.
Ich weiß, um wieviel toller es ist, wenn einem ein Hengst all seine Kraft und Ausstrahlung unter dem Sattel zur Verfügung stellt. Aber um welchen Preis?

Damals war er 4 Jahre

Da die Situation bei Hengsten auch unvorhergesehen kippen kann, muss man auch immer ein gewisses Maß an Kontrolle/Anwesenheit haben.
Ich bin nicht sicher, ob ich das jedem Stallbesitzer zutraue ...

wir merken ja selbst, wie sorgfältig man die "Pferde-Konstellationen", Abwesenheiten vom Hof (und sei es nur kurz) o.ä. planen muss. Dazu kommt, dass man etwaige Konflikte als solche erkennen und ernst nehmen muss.
Ich habe schon zweimal an einem Stall mit Hengsthaltung erlebt, wie plötzlich Zaun und Tor nicht mehr relevant waren, als zwischen zwei PREs nach 4 Jahren "unverhofft" der Krieg ausbrach ...

oder bei einem Berberzüchter, als jemand netterweise den Strom ausgestellt hat. Die 2 Deckhengste haben sich nichts geschenkt