berber-online.de

Hallo ihr!

Da ich euch für sehr kompetent halte, möchte ich nun mal eine Fütterungsfrage an euch stellen. Ich hatte vorletzte Woche eine Chiropraktikerin da, die bemängelte, dass mein Pferd insgesamt zu wenig Muskeln hätte. Dies beobachte ich nun in jedem Winter, seit ich ihn habe. Im Sommer, sobal der auf die Weide kommt, wird er zwar auch deutlich dicker - aber er baut ohne Ende Muskultur auf.
Als ich der Chiro nun beschrieb, dass wir sowieso Probleme mit Muskulaturaufbau hätten, riet sie mir, etwas Sojakeimextraktschrot zuzufüttern. Da ich selbst keine Ahnung von Fütterung habe und mich bisher an den Vorsatz gehalten habe, dass Muskeln nur von Training kommen (das im Winter bei uns eben auch meist deutlich magerer ausfällt), habe ich bisher sowas nie wirklich in Erwägung gezogen. Google sagt, das Sojazeugs (SES) wird gern bei Masttieren eingesetzt. Im Pferdebereich habe ich noch nicht so viel dazu gefunden. Generall habe ich irgendwie noch nie davon gehört

Da meiner aber genau zu den Zeiten gut aussieht, zu denen er deutlich mehr Eiweis bekommt, habe ich beschlossen, dass man das Experiment ja mal wagen könnte. Selbstverständlich in Maßen und vorsichtig.
Dennoch die Frage an euch: Hat jemand von euch Erfahrung, Tipps, rät mir davon ab, etc.?

Viele grüße
Svenja

Aus meiner Sicht die Pferde-verdauungs-kompatiblere-Möglichkeit sind reiskeim Kleie pellets.

Beim Soja bin ich allgemein kritisch
Für essentielle Aminosäuren geht nichts über Luzerne

Hallo,

Soja ist für Pferde zu proteinreich und gleichzeitig schecht verdaulich. Ich würde es nicht füttern.

lg

Danke schonmal

Hallo,

also erstmal macht immer die Menge "das Gift" - man gibt Sojaextraktionsschrot ja nicht als Kraftfutter, sondern ca. 50-100g am Tag. Eben so, dass die Differenz Winter-Sommer ausgeglichen ist.

Luzerne - ja, ist eine gute Aminosäurenquelle.

Eine empfehlenswerte Alternative ist noch das Aminoral von Eggersmann. Hatte ich meinem Vollblut-Senior gegeben.

Was ich aber unbedingt prüfen lassen würde, ist der Selenstatus (Blutbild vor einer Fütterung machen lassen). Viele Pferde mit Selenmangel bauen schlecht Muskulatur auf.

Viele Grüße,
Brösel

Wir haben auf unserer Pferdeweide bei einem alten Pferd und einem 2 jährigen, die beide wenig Muskulatur hatten und auch relativ mager waren, nun ganz tolle Erfolge mit dem Zufüttern von Brandon XS gemacht. Es wurde von Stoffwechselspezialisten entwickelt (unter anderem von einer Tierärztin, die ich kenne und die sich auf den Verdauungstrakt von Pferden spezialisiert hat) und enthält unter anderem Luzerne, aber keine Melasse.

Beide Pferde haben sich innerhalb kurzer Zeit sehr schön entwickelt, ohne Training, sie stehen bei uns auf der Alters, bzw. Aufzuchtweide.

Liebe Grüsse

Luriza

Vielen Dank nochmal, auch für eure schnellen und vor Allem aufschlussreichen Antworten.

Ich habe gerade nach Reiskleie geschaut und finde das, was ich bisher dazu gelesen habe, ganz positiv.

Nochmal als Hintergrund: Blutbild hat keinerlei Mängel irgendwo aufgewiesen, sodass ich eigentlich keinen Anlass gesehen habe, die Fütterung anzupassen. Dennoch stelle ich jedes Jahr wieder fest, dass Rubin im Winter deutlich abbaut, während er im Sommer eher etwas "rund" ist (dies bezieht sich im negativen Sinne auf das Fett, im positiven Sinne auf die Muskeln ).

Ohne Frage liegt das auch am reduzierten Training. Dennoch ist der Unterschied enorm und ich frage mich, ob ich ihm nicht doch durch Fütterung helfen kann.

Danke euch also

Mit meinem alten Quarter hatte ich mal das Problem, mein TA hat mir empfohlen, Vitamin B zu füttern, das unterstützt den Muskelaufbau. Gibt es als Pulver zum ins Futter tun (zumindest damals, vor ca. 15 Jahren ).

ich denke stoffwechsel-relevante einzelkomponenten (selen, B-Vitamin) bergen chancen und risiken.
recht schnell haut man beim pferd die balance kaputt.

insofern bin ich für organisch gebundene fitmacher, solange man damit voran kommt.
bei den senioren muss man die "trickkiste" irgendwann ausbauen ...

da empfehle ich aus eigenen erfahrungen aber eher kombiprodukte, die mit der sinnvollen stimulanz über spuren- und mengenlemente daher kommen.

wenn ansonsten alles passt beim futter, erstmal organisch über z.b. Luzerne oder Reiskeim herangehen. parallel kann evtl. ein THP einen hinweis geben, mineralische ursachen z.b. über schüsslersalze ansprechen.

was bekommt er bisher genau?

Er bekommt 3x am Tag Heu (habe ich nicht abgewogen, ist aber ausreichend, bin der Meinung, dass Gewicht nur über Raufutter geregelt werden kann/sollte solang möglich) und ca. 750g - 1kg Hafer. Bisher verfolge ich die Devise, dass weniger mehr ist, solang eben das Blutbild stimmt.

Wie stabilisierst du bei der Haferfütterung das Calcium/Phosphor Verhältnis - bzw. was bekommt er an Mineralfutter oder mineralisierten Futtermitteln?

Blutbild. Seufz. das ist ein schwieriges Thema ... Hast du regelmäßige Analysen (quartal- halbjährlich) oder war das eine einmalige Aktion?

Ich hab befürchtet, dass du mich das fragst Kein Mineralfutter, weil ich bisher einfach nich durchgestiegen bin was man da füttern sollte und was nicht und was bei was hilft und überhaupt ist das Thema super kompliziert, weshalb ich bei der - äh - ich nenn's mal Billigvariante geblieben bin. Nicht weil's so preiswert ist (das ist nur der Nebeneffekt), sondern weil ich eben das vermeiden wollte, was du oben angesprochen hast: Irgendeine Situation verschlimmbessern.
Das Blutbild ist tatsächlich einige Monate her. Das habe ich gemacht, um gravierende Mängel auszuschließen (wie z.B. Selen). Allerdings ist auch das, wie du schon sagst, ein schwieriges Thema. Ich bin jetzt medizinisch nicht so bewandert, aber ich bin mir nicht sicher, ob man da wirklich eine Ernährung drauf aufbauen kann. Ganz ehrlich, als von mir das letzte mal ein Blutbild gemacht wurde, zu Zeiten als ich mich wirklich ausschließlic von Fast Food, Schokolade und ähnlichem ernährt habe war mein Blutbild auch top in Ordnung - nur so ein bisschen Vitamine fehlten. Ich lasse mir das aber gern in einfachen Worten erklären, so ist das nicht Bin nur bisher nicht durchgestiegen. Genau wie durch die Mineralfutterfüttterung

Ich bin übrigens total glücklich, dass du dich damit so genau auseinandersetzt, vielen Dank!

Hallo Svenschi,

das wird einige deiner Frage beantworten:

Pferde fit füttern
von Dr. Christina Fritz

super interessant und lehrreich
kann ich nur empfehlen.

lg

[quote="icefreak"]Wie stabilisierst du bei der Haferfütterung das Calcium/Phosphor Verhältnis - bzw. was bekommt er an Mineralfutter oder mineralisierten Futtermitteln?

Das Calcium - Phosphor Verhältnis ist bei der geringen Menge Hafer gegenüber einer guten Heumenge wohl nicht das Problem. Das geht erst los, wenn man mit den großen Eimern rum geht! Wenn das Heu gute Qualität hat, fehlen am ehesten Spurenelemente angesichts der Problematik des "Fleischverlustes". Von eiweißreichem Soja würde ich die Finger lassen.

Grüße

bettina

In den Blutbildern, die gemacht wurden war der Wert für Selen enthalten? Normalerweise muß man die Werte für Zink, Kupfer, Mangan und Selen ausdrücklich "bestellen" und die kosten auch extra.

Das empfohlene Buch ist soweit ganz gut, aber um einen Ration zu berechnen, ist "Pferdefütterung" von Meyer/Coenen besser geeignet.
Ich habe ein Programm, das es leider scheinbar nicht mehr gibt (Der Futtermeister). Das Programm "WinRation" kann ich nicht empfehlen, weil es die Spurenelemente nicht berechnet und man keine Futter-DB mitgeliefert bekommt.

Da mittlerweile auch die Online-Berechnungen aus dem Netz verschwunden sind (gab's mal bei Wanderreiter.de), bleibt einem nur manuelles Berechnen oder man läßt es machen. Da kann ich aber nur Fr. Dr. Kienzle empfehlen, da sie wirklich herstellerunabhängig berät.

Gruß,
Broesel

Danke für die Literaturtipps und so

Broesel:Waren extra bestellt, ja.

Habe gerade noch etwas im Netz gestöbert und das hier gefunden: http://www.rationex.de/tabelle.htm
Da gibt's 'ne Demo - das Programm ist so ähnlich wie mein Futtermeister, nur die Futter-DB ist leider nicht so umfangreich. Man muß sich also die Arbeit machen und die Werte der gefütterten Müslis und Pülverchen eintragen. Ich denke aber, dass es die Mühe wert ist und kann jedem nur empfehlen, sich damit auseinanderzusetzen....
Da kann man dann erstmal sehen, ob es überhaupt einen relevanten Mangel gibt oder evtl. nur ein Ungleichgewicht. Und man kann auch die Werte für's Soja eintragen und mal experimentieren. Immerhin hat Soja ein optimales Aminosäurenmuster für's Pferd. Da kann nur Bierhefe mithalten. Nur - die ist schwer in's Pferd zu bekommen, weil sie bitter ist...

Gruß,
Broesel